Datum: 21. Juli 2023 um 20:51 Uhr
Einsatzbericht:
Brand in Papierfabrik in Zülpich
Feuerwehr erwartet Löscharbeiten bis Mittwoch
Es fing mit einem kleinen Haufen Papierschnipsel an. Plötzlich brannten mehrere tausend Papierballen. Das Feuer auf dem Gelände einer Papierfabrik in Zülpich wütete seit Freitagnachmittag. Noch bis Mittwoch könnte die Feuerwehr im Einsatz sein.
Von Michael Wrobel, Dierk Himstedt und Emre Koc
Die Bahnstrecke sei bereits auf eventuelle Schäden, umgestürzte Bäume oder abgeknickte Äste untersucht worden. Aktuell müsse sie aber wegen der Rauchentwicklung noch gesperrt bleiben.
Die Bahnstrecke sei bereits auf eventuelle Schäden, umgestürzte Bäume oder abgeknickte Äste untersucht worden. Aktuell müsse sie aber wegen der Rauchentwicklung noch gesperrt bleiben.
Die Feuerwehr hat den Brand seit Samstagabend unter Kontrolle. Die Einsatzkräfte seien mittlerweile mehrmals ausgetauscht worden, hieß es. Aktuell seien noch etwa 60 Einsatzkräfte vor Ort, berichtete der Sprecher der Zülpicher Feuerwehr, Jakob Priebe. Die Papierfabrik habe ihren Betrieb am Samstagabend mit Einschränkungen wieder aufgenommen. In der Spitze brannten etwa 8000 Papierballen, wie Priebe am Samstagabend sagte. Die mehr als 160 Feuerwehrleute, die seit Freitag im Einsatz waren, konnten laut Priebe nach und nach wieder abgezogen werden. Auch Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks waren demnach zur Unterstützung vor Ort.
Der Fahrbetrieb der Rurtalbahn war wegen des Feuers zwischen Zülpich und Vettweiß im Kreis Düren eingestellt worden. Die B477 zwischen der Abzweigung Richtung Geich und der B265 wurde in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Laut Feuerwehr ist der Brand inzwischen unter Kontrolle. Die einzelnen Glutnester abzulöschen, sei jedoch aufwendig.
Feuerwehrmann erleidet Schwächeanfall
Ein Feuerwehrmann erlitt bei den Löscharbeiten am Samstag einen Schwächeanfall und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Polizeiangaben zufolge geriet am Freitag aus bislang ungeklärter Ursache erst ein kleiner Haufen mit Papierschnipseln im Bereich eines Altpapierplatzes auf dem Fabrikgelände in Brand. Kurze Zeit später soll das Feuer auf einen großen Stapel Altpapier übergegriffen sein – tausende Papierballen gerieten in Brand.
Mitarbeiter hatten nach eigenen Angaben nach Entdeckung des Brandes noch vergeblich versucht, diesen mit Wasserflaschen zu löschen. Das Feuer habe sich aber durch Funkenflug und Wind dann schnell auf die benachbarten Ballen ausgebreitet.
Wie ein Sprecher der Feuerwehr in Euskirchen am frühen Samstagmorgen mitteilte, griff der Brand zudem auf ein Feld über. Anwohner wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Lüftungen und Klimaanlagen auszuschalten.
Durch das Feuer kam es im Umkreis und selbst bis in die etwa 15 Kilometer entfernte Stadt Euskirchen zu Rußniederschlag, wie es in der Mitteilung der Polizei hieß. Wegen eines zeitweise starken Windes breitete sich der Ruß sowie Brandgeruch auch bis Swisttal und nach Rheinbach aus.
Wie der Kreis Euskirchen weiter mitteilte, waren in der Nacht zum Samstag zeitweise mehr als 250 Einsatzkräfte vor Ort. Mitarbeiter der Firma hätten mit dem Umsetzen noch nicht betroffener Papierballen dafür gesorgt, dass sich das Feuer nicht noch weiter ausbreite.
Verhaltensempfehlungen
Wie die Kreisleitstelle Rhein-Sieg-Kreis unter anderem über die Warnapps NINA und Katwarn am Samstag um 15 Uhr meldete, seien die Rußpartikel nicht gesundheitsgefährdend, haben aber einen erhöhten pH-Wert. Beamte der Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) seien vor Ort, um dies weiter zu beobachten. In Absprache mit der LANUV werden zudem folgende Verhaltensempfehlungen für Swisttal, Rheinbach, Meckenheim und Wachtberg veröffentlicht:
– Obst und Gemüse aus den Gärten vor dem Verzehr gründlich waschen
– Mit Rußpartikel verschmutzte Oberflächen sollten zeitnah mit Wasser abgewaschen werden
– Das betroffene Gebiet sollte gemieden werden
– Alle Fenster und Türen geschlossen halten
– Klimaanlagen abschalten
DRK und THW unterstützten Feuerwehreinsatz
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verpflegte die Einsatzkräfte rund um die Uhr mit Erbsensuppe und Getränken. Das Technische Hilfswerk (THW) sorgte in den Nachtstunden für die nötige Beleuchtung. Und ein Tankfahrzeug betankte die Einsatzfahrzeuge mit dem nötigen Dieselkraftstoff, um die Punpleistungen durchweg aufrecht zu erhalten.
Benachbartes Gaskraftwerk wurde vorsorglich ständig gewässert
In unmittelbarer Nähe des Brandes steht ein Gaskraftwerk, das in den Abendstunden ständig mit Wasser bespritzt wurde, um es vor einem möglichen Übergreifen der Flammen zu sichern. Eine Hochspannungsleitung, die über das Firmengelände führt, wurde teilweise abgeschaltet, um Kurzschlüsse durch brennende Papierfetzen auszuschließen.
Am späten Freitagaend meldete Feuerwehrsprecher Jakob Priebe dem GA, dass eine Wasserversorgungsleitung vom Neffelsee im Zülpicher Stadtteil Füssenich zum Papierbetriebsgelände errichtet wurde, um die Wasserversorgung für die Löscharbeiten zu gewährleisten.
Der Betrieb der Smurfit Kappa Zülpich Papier GmbH ist während der Löscharbeiten still gelegt. Von den Angestellten sei laut dem Zülpicher Feuerwehrsprecher keiner zu Schaden gekommen.
Die Stadt Zülpich hat für Fragen und Anliegen ein Bürgertelefon eingerichtet, das unter der Rufnummer 02252/52271 erreichbar ist.
(Mit Material von dpa)
Fotos Löschgruppe Iversheim: