Chemiekalienaustritt

Datum: 2. Juli 2018 um 21:31 Uhr


Einsatzbericht:

Update: Nachrichten im WDR
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/euskirchen-reiniger-evakuierung-100.html

Euskirchen Verletzte nach Nutzung von Abflussreiniger
Schwefelsäure freigesetzt

Euskirchen

Kleine Ursache, große Wirkung: Der unsachgemäße Versuch eines Vermieters, den verstopften Abfluss in der Küche einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Frauenberger Straße freizumachen, forderte vier Leichtverletzte, sorgte für einen Großeinsatz der Feuerwehr und führte zur Räumung des kompletten Gebäudes.

Der 69-jährige Vermieter hatte am Montag gegen 20.40 Uhr eine Literflasche des flüssigen und hochwirksamen Abflussreinigers komplett in den verstopften Abfluss entleert. Allerdings löste sich nicht der Pfropfen darin. Viel mehr schwappte der Reiniger teilweise auf den Boden. Die darin enthaltene Schwefelsäure entwickelte daraufhin ein giftiges Gasgemisch mit stechendem Geruch.
Da der Vermieter das Gemisch einatmete und starke Atemreizungen erlitt, informierten die beiden Mieter, die sich ebenfalls in der Wohnung aufhielten, Rettungsdienst und Feuerwehr.

Hausbewohner evakuiert

Die Feuerwehr rückte unter anderem mit dem ABC-Zug Euskirchen-Iversheim an. Unter der Einsatzleitung von Johannes Gebertz wurde zunächst die Tür zu der betroffenen Wohnung verschlossen und abgedichtet.

Das Gasgemisch hatte sich aber inzwischen im Treppenraum verteilt. Daher war eine Evakuierung des kompletten Hauses zunächst nicht möglich. Ein Teil der insgesamt 15 Hausbewohner musste bei geschlossenen Türen und Fenstern in ihren Wohnungen ausharren. Die Feuerwehr, die mit rund 60 Kräften im Einsatz war, setzte Lüfter ein, um die Dämpfe aus dem Treppenhaus zu entfernen.

Danach brachten die mit Atemschutz ausgerüsteten Feuerwehrleute die übrigen Bewohner aus deren Wohnungen in Sicherheit. Dabei setzten sie Fluchthauben ein. Allerdings erlitten nicht nur der Vermieter, sondern auch zwei Mitarbeiter des Rettungsdienstes, ein Feuerwehrmann sowie eine weitere Hausbewohnerin Atemreizungen durch die Dämpfe. Sie wurden ins Euskirchener Marien-Hospital und ins Krankenhaus Mechernich gebracht.

Bevor sich die Feuerwehr daran machte, in Chemikalienschutzanzügen und mit Atemschutz die Ursache in der Wohnung zu bekämpfen, holten sie den Sinzenicher Chemiker Dr. Marcel Fiege zu Hilfe, der die Feuerwehr bei Chemieunfällen als Kreisfachberater unterstützt.
Das Reinigungsmittel wurde von Einsatzkräften mit einem Chemikalienbinder aufgenommen und die kontaminierte Fläche gereinigt.

Über Nacht anderweitig untergebracht

Trotzdem stand die Feuerwehr vor dem Problem, dass sie das Haus nicht von Schadstoffen freimessen konnte. Die Messgeräte der Feuerwehr können zwar Schwefelwasserstoff oder Schwefeldioxid in der Luft nachweisen, nicht aber Schwefelsäuredämpfe.

Daher konnten die evakuierten Hausbewohner in der Nacht zum Dienstag nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Das Ordnungsamt der Stadt Euskirchen brachte sie für die Nacht anderweitig unter. Gegen 2.30 Uhr war der Einsatz der Rettungskräfte beendet.

Wie die Pressestelle der Euskirchener Polizei mitteilte, ermittelt die Kriminalpolizei nun hinsichtlich einer fahrlässigen Körperverletzung durch die Freisetzung eines Gefahrstoffs.

Quelle: https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/euskirchen/euskirchen-verletzte-nach-nutzung-von-abflussreiniger—schwefelsaeure-freigesetzt-30722936