VU LKW

Datum: 11. Februar 2001 um 0:00 Uhr


Einsatzbericht:

Gefahrenguttransporter war gegen havarierten Lastwagen geprallt – Zugmaschine vom Anhänger abgerissen

Nettersheim – Ein schwerer Verkehrsunfall auf der A1 löste in der Nacht von Freitag auf Samstag den Großeinsatz eines Aufgebots von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei aus. Der Crash ließ allerdings auch das schlimmste befürchten. Gegen 23:50 war ein Gefahrguttransporter zwischen den Anschlussstellen Nettersheim und Blankenheim havariert.

Lange Zeit war nicht sicher, ob hochgiftige, explosive oder ätzende Chemikalien aus dem Tank mit vier Kammern zwischen 2000 und 4000 Litern Fassungsvermögen ausgelaufen sein könnten. Der 35-jährige Fahrer eines Lastzuges aus dem holsteinischen Osterholz war kurz hinter der Anschlussstelle Nettersheim in Richtung Blankenheim mit einer Motorpanne liegen geblieben. Der Standstreifen ist an dieser Stelle so schmal, dass der mit Kunststoffgranulat und gesalzenen Fellen beladene Zug einen halben Meter der rechten Fahrspur der A1 für den Zwischenstop in Anspruch nehmen musste.

Der nachfolgende 25-jährige Tankwagenfahrer bemerkte die Gefahr offensichtlich zu spät. Mit seinem nagelneuen Gefahrguttransporter – das Fahrzeug war erst wenige Tage zuvor zugelassen worden – riss er die linke Seite am Anhänger des Lastzuges in voller Länge auf. Der spanische Fahrer des Tankwagens einer Spedition aus der Nähe von Moers verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug, das in die linke Leitplanke krachte. Durch die Wucht des Aufpralls wurde die Zugmaschine vom Tank abgetrennt.

Der 57-jährige Fahrer eines Opel Vectras aus dem Kreis Daun, der hinter dem Gefahrguttransporter unterwegs war, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Er fuhr auf den Tankwagen des Spaniers , den laut Angaben der Autobahnpolizeiwache Frechen „vermutlich die Hauptschuld trifft“, auf. Der 57-jährige erlitt Verletzungen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Den 25-jährigen erwischte es schlimmer. Aber, obwohl er schwere Verletzungen davon trug, hatte der Spanier noch Glück im Unglück. Ausgelaufener Dieseltreibstoff hatte sich entzündet und die abgerissene Fahrerkabine in Brand gesetzt. Sechs beherzte eingreifende Insassen nachfolgender Autos bewahrten den Mann durch Einsatz von Handfeuerlöschern davor, in den Flammen umzukommen. Die Lebensretter erlitten leichte Rauchvergiftungen. Der Fahrer des Pannenlastzuges blieb unverletzt.

In Vollschutzkleidung hatten die Männer des Gefahrgutzuges aus Euskirchen den havarierten Tankwagen untersucht. Etwa drei Stunden nach dem Crash konnten sie Entwarnung geben. Die vier Kammern des Tankwagens, der „Triisopronolamin“ geladen hatte, waren dicht geblieben. Die Chemikalie kann bei direktem Hautkontakt oder beim Einatmen der Dämpfe zur Erblindung und zur Bewusstlosigkeit führen. Die A1 blieb am Samstag morgen in Richtung Blankenheim bis 9:30 Uhr gesperrt Die Gegenfahrbahn konnte bereits um 5 Uhr wieder für den Verkehr frei gegeben werden.