Deponie Mechernich

Salzsäure – Unfall angenommen

Die zentrale Mülldeponie Strempt wurde am frühen Freitagabend zu Übungszwecken weiträumig abgesperrt. Niemand durfte sich mehr der Osmosestation und dem Kraftwerk nähern. Angenommen wurde, Salzsäure wäre beim Befüllen eines Tanks ausgelaufen und hätte zwei Männern schwere Verätzungen zugefügt. Die Feuerwehr des Kreises Euskirchen probte den Ernstfall. Für die Männer kam der Einsatz gegen 18:36 Uhr ohne Vorwarnung.

Als sie nach wenigen Minuten in Strempt eintrafen, erfuhren sie, dass es sich um eine Übung handelte. Der Einsatzablauf wurde per Video protokolliert. Franz Josef Keus notierte nach elf Minuten das Eintreffen der ersten Wehrleute. Die Kommerner waren so schnell, weil sie bei einem Verkehrsunfall auf der B266 in Höhe der Gärtnerei eingesetzt waren.

Einige Minuten später traf Mechernich mit Löschzugführer Frank Eichen ein, der die Leitung vor Ort übernahm. Kreisbrandmeister Willi Fuchs beobachtete ebenfalls den Übungsablauf, der von dem Euskirchener Lanzrath mit den Mitarbeitern der Mülldeponie ausgearbeitet worden war. Rund 100 Feuerwehrmänner in 25 Fahrzeugen steuerten die Deponie an.

Über die Leitstelle wurden die Gefahrgutzüge von Euskirchen – Iversheim und Mechernich sowie der Löschzug Dahlem mit der Dekontaminationskammer alarmiert, zu deren Besatzung auch Wehrmänner aus der Gemeinde Nettersheim gehören. Die GSG – Züge sind hoch spezialisiert. Neben einer technischen Ausrüstung sind die Männer im Umgang mit gefährlichen Stoffen eigens ausgebildet.

Während niemand mehr bei einem solchen Unfall das Gelände betreten darf, müssen sie in Messtrupps die Schadstoffe ermitteln und in die Gebäude vordringen, um Verletzte zu suchen. In säurebeständigen Schutzanzügen, in denen sie an Marsmenschen erinnerten, gingen die Wehrmänner in die Halle, um die Lage zu erkunden. Dabei durften sie nur 20 Minuten im Einsatz bleiben. Die Arbeit in den luftdichten Anzügen erfordert höchste Anstrengungen. „Deswegen müssen immer Wehrmänner zum Austausch bereit stehen“, betonte Lanzrath.

Während die ersten Wehrmänner in der Osmose nach Verletzten suchten, bauten Kollegen aus Dahlem und Nettersheim ihre Dekontaminationskammer auf. Dafür heizten sie im Tank mitgeführtes Wasser auf Körpertemperatur auf, denn die Entgiftung besteht darin, die Verletzten von den Säuren abzuwaschen.

Schon während der Übung versammelten sich alle Einheitsführer um Kreisbrandmeister Fuchs im Kommandowagen der Leitstelle zur Manöverkritik, an der auch Tiefbauamtleiter Franz Unterstetter teilnahm. Unterstetter unterstrich: „Für uns ist es gut zu wissen, dass die Wehrmänner sich auskennen.“

Für die Freiwilligen war es die dritte Übung in diesem Jahr auf der Deponie. Vorher standen schon Kraftwerk und Kompostanlage im Mittelpunkt. In so großer Zahl hatten die GSG – Züge bisher noch nicht geprobt. Nach schweißtreibender Arbeit wurde der Ablauf bei Umtrunk und Imbiss noch einmal besprochen.